This could put us years ahead. Installation view 2008, Georg Kargl Box, Foto: Lisa Rastl.
Courtesy Georg Kargl Fine Arts, Vienna




THIS COULD PUT US YEARS AHEAD
GEORG KARGL Box, Vienna

>{www.georgkargl.com}



Die Frage nach dem gegenwärtigen Status der Malerei bezieht sich auf eine Vorformuliertheit von Bildwelten, in der eine Demokratisierung bzw. Gegenüberstellung unterschiedlicher medialer Träger zu verorten ist. *1) /
Die Künstlerin Agnes Fuchs bezieht sich in ihrer Malerei genau auf jene Schnittstelle zwischen einem visuellen Vokabular von elektrisch analogen Apparaturen und ihrem zukunftsträchtigen bzw. utopischen Potential.

Fuchs thematisiert in ihren Bildern jedoch nicht nur den vermeintlichen Absolutheitscharakter der Forschung und Technik, sondern auch unseren Glauben an die Wahrhaftigkeit von medialen Bildern, deren Inhaltlichkeit vor allem durch die Kunst vielfach auf den Prüfstand gestellt wird. Hier setzt auch die gegenwärtige Malereipraxis an, deren Aufgabe darin besteht, auf medial vorformulierte Bilder von gesellschaftlichen Normierungsprozessen und der daraus folgenden Positionierung des Individuums in einer spezifischen Sozialität zu reagieren.
"This could put us years ahead" lautet der Titel von Fuchs' jüngster Ausstellung in der Georg Kargl Box, der als Notiz in einem der Bilder zu lesen ist, das eine militärisch und industriell anwendbare Mess-Kontroll-Konsole im Stil der Sechziger Jahre zeigt, deren modernistische Ästhetik sich im Design des sich vor ihr befindenden Arbeitssessels widerspiegelt. Der Einblick in ein Forschungslabor sowie in das Kontrollzentrum einer Raketenabschussbasis zeigen auch in den anderen Bildern, wie unser Glaube an die Zukunft durch mediale Welten und die Architektursprache technischer Apparate über die Jahrzehnte geprägt wurde und wie die modernistische Ästhetik und Sprache sich seit mehr als hundert Jahren in unser visuelles Vorstellungsvokabular eingeschrieben hat. Letzteres tritt vor allem auch in Fuchs' minimalem Einsatz von Farbe und Form zutage, der die Strukturiertheit einer technischen Welt bedingt. *1) /

Die Arbeitsweise, die Fuchs in ihren Bildern und Installationen anwendet, generiert eine Symbolik des Displays, die als Matrix einer visuellen Vorstellungslogik des Faktischen gilt, aber keineswegs dessen Wirklichkeitsgehalt festschreibt. Farbanordnungen widerspiegeln eine Zeitlichkeit, wie sie in alten Farb- und Schwarzweißfotografien existiert, die stets an Tatsachen erinnern, deren genaue Rekonstruktion jedoch einer subjektiven Betrachtung unterliegt. Die Faszination von Vorgängen und Verhältnismäßigkeiten im All, dessen ontologische Parameter zu einem Großteil ungeklärt bleiben, zeigt sich in den Bestrebungen der Personen, Maschinen, Apparaturen und mathematischen Grafiken in Fuchs' Arbeiten, die auf unterschiedliche (Mess-)techniken rekurrieren und nicht nur den Fortschritt der Technik in ihren Anwendungsbereichen sondern auch die Sprache und Mittel der Kunst betreffen. So wie in Wissenschafts- und Forschungsgeschichte analoge und digitale Medien miteinander in Berührung treten, kombiniert Fuchs Malereien, Projektionen und Installationen, die zwischen Vergangenheit, vergangener Zukünftigkeit und Gegenwart oszillieren und die Frage nach der Symbolhaftigkeit des Realen allgemein stellen. *2

Walter Seidl
/
Textauszüge
basiert auf

*1
MALEREI ALS BILDGEBENDE REALITÄT ZWISCHEN GESTERN UND HEUTE,
Zu den Arbeiten von Agnes Fuchs. parnass Heft2/2008
*2/ SPACE; ABOUT A DREAM, Kunsthalle Wien. 2011,
THIS COULD PUT US YEARS AHEAD _GEORG KARGL Box, Vienna,Pressetext